Ein Schnäppchen ist sie nicht, die digitale Zukunft des Preisschildes im Einzelhandel. Der Aufwand, den ein Geschäftsinhaber betreiben muss, um Preisschilder von gedruckt auf digital umzustellen, ist hoch – nicht nur finanziell, auch logistisch. Das Dänische Bettenlager hat nun diesen Schritt gemacht. Das Einrichtungsunternehmen investiert insgesamt rund 52 Mio. Euro in die Umstellung von gedruckten auf elektronische und zentral gesteuerte Preisschilder für sein gut 4.000 Produkte umfassendes Sortiment. Nach einem Pre-Rollout in rund 20 Filialen folgt nun die sukzessive Umrüstung der insgesamt 1.300 Läden in Deutschland und den weiteren europäischen Ländern, in denen das Unternehmen aktiv ist.

Die elektronischen Preisetiketten gibt es in verschiedenen Varianten für die verschiedenen Sortimente
Foto: Umdasch

Eine von der Digital-Retail-Sparte der österreichischen Ladenbaufirma Umdasch programmierte Schnittstellen-Software bündelt die jeweiligen Preisinformationen und überträgt sie in die ESL-Software des französischen Anbieters SES Imagotag. Die ESL-Software sorgt dafür, dass die relevanten Daten aus der Zentrale in sämtliche oder nur in bestimmte Filialen laufen.

Permanente Anpassungen 

Die Labels stehen per Funk permanent mit dem Warenwirtschaftssystem des Händlers in Verbindung, sodass Preisänderungen und Zusatzinformationen immer aktuell angepasst werden können. Für den POS relevant ist die Verbindung des Strichcodes des Produkts mit dem Code des elektronischen Schildes. Über diese Verbindung kann das System alle Preisanpassungen, Rabatt- oder Aktionsinformationen innerhalb von 30 Sekunden zu den digitalen Etiketten an den Regalen weiterleiten. Diese basieren auf der E-Ink-Technologie, wie sie auch E-Book-Reader nutzen. Die kontraststarken Bildschirme benötigen wenig Energie – eine Knopfbatterie hält laut Hersteller mehrere Jahre.

Silvio Kirchmair, CEO von Umdasch, konnte mit dem Dänischen Bettenlager zusammen dieses innovative Projekt umsetzen. Das Roll-out-Projekt sei für Umdasch ein Vorzeigebeispiel, wie Investitionen in die Zukunft den stationären Handel vorantreiben können, so Kirchmair.

Moderne Technologie 

Foto: Umdasch

Beim Dänischen Bettenlager verspricht man sich von ESL eine deutliche Zeitersparnis bei der Preisauszeichnung sowie bei der Inventur. Es entfällt der manuelle Aufwand für das alte analoge System sowie Druck- und Hardwarekosten. In Verbindung mit Handheld-PDA-Computern bietet die neue Technologie weitere Funktionalitäten wie automatisierte Bestandserfassungen und Produktnachbestellungen.

Die Investition in die „dynamische Preisänderung per Knopfdruck“ verfolgt noch eine weitergehende Strategie, die das Dänische Bettenlager in einem von Möbel- Megastores wie Ikea und Online-Händlern wie Amazon beeinflussten Markt konkurrenzfähig halten soll – Preisdruck und Angebotsdynamik haben bekanntermaßen auch vor der Einrichtungsbranche nicht haltgemacht.

Wenn es die Wettbewerbssituation erfordert, werden in Megastores oder auf Online-Plattformen teilweise im Stundentakt die Preise angepasst. Da können herkömmliche Aktionen im Fachgeschäft, die wochenweise oder landesweit laufen, oft nicht mithalten. Durch die neuen elektronischen Labels können beim Dänischen Bettenlager mit Blick auf die Angebote der Konkurrenz sehr schnell Preise geändert und Rabattaktionen in engeren zeitlichen Fenstern oder in ausgewählten Filialen umgesetzt werden. 

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Happy-Hour-Angebote und Einzelfilial-Aktionen

Ole N. Nielsen, Dänisches Bettenlager, über die Gründe für die Umrüstung auf elektronische Regalpreisauszeichnung.

Welche Vorteile sehen Sie darin, in allen Filialen die Papier-Preisetiketten durch elektronische zu ersetzen?

Mit der Umstellung lässt sich in jeder Filiale eine Zeiteinsparung von anderthalb Mann-Tagen Arbeitszeit pro Woche erreichen. Gemäß unserem Anspruch als Fachmarkt für Wohnen und Schlafen werden wir nicht an der personellen Besetzung rütteln, sondern diese Zeitersparnis unseren Mitarbeitern für noch mehr Beratung und Service zugutekommen lassen. Zudem entlasten wir die Umwelt, indem wir durch den Wegfall gedruckter Preisschilder künftig auf eine Menge Papier, Toner und Transportaufwand verzichten können.

Welche Auswirkungen sehen Sie für das Marketing?

Wir denken da beispielsweise an Happy-Hour-Angebote oder Aktionen für einzelne Warengruppen, die wir in bestimmten Zeitfenstern anbieten. Auch lokale, regionale oder Einzelfilial-Aktionen werden problemlos möglich, ebenso wie die Übermittlung erweiterter Artikelinformationen oder aktueller Produktangebote per NFC-Chips auf die Mobilgeräte der Filialbesucher.

Sie wollen jetzt in 400 Filialen pro Jahr die Digital-Signage-Elemente einrichten. Wie schätzen Sie die Kosten hierfür im Verhältnis zum Nutzen für Ihr Unternehmen ein?

Pro Filiale ist eine Investition von mehr als 40.000 Euro notwendig. Wir treiben die Digitalisierung unseres Unternehmens in vielen Bereichen voran und tragen damit dem zunehmenden Wettbewerbsdruck und der hohen Dynamik in unserer Branche Rechnung. Dennoch ist unser flachendeckendes Filialnetz ein zentraler Erfolgsfaktor unserer Omnichannel-Strategie.