Verschmelzung von Retail und Banking | stores+shops

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Die Postbank testet aktuell in 3 Filialen ein integriertes Kassensystem mit Banking- und Retail-Funktion, u.a. für das posteigene PBS-Sortiment

Verschmelzung von Retail und Banking

Die Postbank ist dabei, in ihren Filialen auch für ihre Handelspartner eine neue Standard-Kassenlösung zu testen, auf der sowohl die Banking-Funktionen als auch das Retailgeschäft mit Briefmarken, Papier-, Büro- und Schreibwaren sowie beliebigen anderen Produkten und Services abgewickelt werden können.

Wenn Markus Mehrens, Leiter strategische Projekte Retail bei der Postbank mit seinen Kollegen über „FinCA" diskutiert, dann sind mit hoher Wahrscheinlichkeit keine spanischen Urlaubsdomizile gemeint, sondern Kassensysteme. FinCA ist die Abkürzung für „Finanz-Center-Anwendung" und beschreibt einen in der Handelslandschaft bisher einzigartigen Ansatz zur integrierten Abwicklung von Retail- und Banking-Funktionen auf ein und derselben Kassenplattform. Aktuell wird FinCA an 3 Pilot-Standorten getestet und soll die Erfahrungs- und Entscheidungsbasis für die zukünftige Ausrichtung der Kassensysteme der Postbank liefern.

Die Postbank ist die einzige Bank, die auch Handelsware, vor allem Papier-, Büro- Schreibwaren (PBS) in ihren Filialen verkauft und schon deshalb traditionell im Retailumfeld zu Hause ist. Auf den ersten Blick präsentiert sich FinCA als handelsübliche Standardkasse, wie sie in jedem Einzelhandelsgeschäft zum Einsatz kommen könnte. Bei näherem Hinsehen aber hat es FinCA in sich. Egal, ob ein Kunde in der Postbankfiliale Briefmarken kauft oder die Gebühr fürs Einschreiben bezahlt, Briefumschläge und andere Produkte aus dem Handelswarensortiment kauft, Geld vom Sparbuch abhebt, Überweisungen von seinem Postgirokonto tätigt oder aber Telefonkarten aufladen oder gar den Stromanbieter wechseln will: Er kann alles an ein und derselben Kasse erledigen (lassen). Dieses kundenfreundliche Prinzip des „One-Stop-Shopping" für Banking, Schreibwareneinkauf und mehr war denn auch neben den eigenen Effizienz-Gewinnen aus Sicht der Postbank ein treibender Faktor für die Entwicklung von FinCA.

Erfolgreiche Kooperation mit Shell

Umgekehrt können Postbank-Kunden im Einzelhandel Geld abheben. Seit 2009 besteht eine Kooperation mit Shell

Umgekehrt können Postbank-Kunden im Einzelhandel Geld abheben. Seit 2009 besteht eine Kooperation mit Shell

Der Grundstein für das aktuelle FinCA-Projekt wurde bereits im Jahr 2009 gelegt, als die Postbank und Shell eine großangelegte Kooperation starteten. Seitdem können Kunden in 1.300 Shell-Stationen mit ihren Girocards (ehemals EC-Karte) Bargeld direkt an der Kasse abheben. Möglich machen dies „bediente" Geldautomaten, die an die Standardkassen der Shell-Shops gekoppelt sind. Die gesamten Banking-Prozesse übernimmt dabei die Postbank, die damit die Zahl ihrer Geldautomaten nahezu verdoppelt hat. Shell profitiert von diesem System in mehrfacher Hinsicht. Zunächst einmal wird den Kunden ein zusätzlicher Service geboten. Wichtig ist sodann der Sicherheitsgewinn dank des nun geschlossenen Geldkreislaufs. Das eingenommene Geld fließt nicht in eine Kassenschublade, sondern direkt in den Tresor des Cash Recyclers. Das Wechselgeld, ebenso wie die Bargeldauszahlung, wird von dem Automaten herausgegeben. Das Verkaufspersonal – und auch Diebe – haben keinen Zugriff auf das Bargeld. Der Sicherheitsgewinn durch das geschlossene System ist überzeugend: In den Shell-Stationen mit Cash-Recyclern konnten die Bargeldüberfälle fast auf Null reduziert werden.  

Die Postbank übernimmt per DSL die Jorunalverarbeitung aus der Kasse und schreibt die Kasseneinnahmen direkt dem Shell- oder Pächter-Konto gut. Ein signifikanter Anteil des Bargeldbestands – in einigen Filialen bis zu 80 Prozent – wird bei den Abhebungen wieder an die Kunden ausgezahlt. Die Stationen müssen deshalb heute sehr viel seltener von der Postbank angefahren werden, um das Bargeld zu entsorgen.  

Vom Geldabheben an der Tankstelle profitiert auch der Kunde mehrfach: Er spart Zeit und hat zusätzliche Sicherheit, denn die Stationen sind auch nachts hell beleuchtet, die Geldauszahlung erfolgt im Beisein des Personals, und das Auto parkt direkt vor der Station. Seit Beginn der Kooperation haben 1,9 Mio. Kunden den Bargeldservice in den Shell-Stationen genutzt und sich mit 17 Mio. Abhebungen eine Gesamtsumme von 2,2 Mrd. Euro auszahlen lassen.  

Diese „klassische Gewinnsituation mit Vorteilen für alle Beteiligten" treibt nach Meinung von Markus Mehrens von der Postbank die Anwendungen auch in anderen Handelsbranchen voran. Den Anfang machten Postbank-eigene Filialen, die an ihren Kassen eine Weiterentwicklung der Cash-Recycler-Systeme installiert haben. Pate dafür stand die Idee der Shell-Kooperation. Denn genau wie die Postbank-Filialen mit ihrem Handelswarengeschäft verkauft auch Shell Handelsware an seinen Kassen. Die Lösung der Postbank macht es nun möglich, die komplette vorhandene Kassenlösung wie bisher weiter zu nutzen und zusätzlich Banking-Funktionen aufzuschalten. Die Anbindung des von der Postbank gestellten Banking-Moduls an die Standardkassen erfolgt über eine Schnittstelle.

Banking-Funktionen aufschalten

Beim aktuellen Pilotprojekt FinCA wurde nun das Leistungsspektrum des bei Shell eingesetzten Banking-Moduls um weitere Funktionen erweitert. Das gesamte System FinCA basiert auf einer Standard-Handelskasse mit einer Kassenlösung von GK Software, die aber für die Anwendungen der Postbank entsprechend erweitert wurde. Als Peripheriegeräte kommen Laserdrucker, Bondrucker, Scanner, PinPad und Cashrecycler zum Einsatz, die mittels einer Standardsoftware der Firma DPS Engineering gesteuert werden. „Das ganze System ist bewusst einfach gehalten", sagt Markus Mehrens. Schon bei der Entwicklung habe man besonderen Wert auf eine einfache und komfortable Bedienung gelegt, betonte Mehrens, als er FinCA auf den EHI-Technologietagen 2012 vorstellte. Für die intuitive Bedienbarkeit der Kasse sorgt eine für die Retail- und Banking-Funktionen nahezu identische Benutzeroberfläche.

Es sind viele neue Geschäftsmodelle denkbar.

Markus Mehrens

Leiter strategische Projekte Retail Postbank AG

Im Ergebnis ist FinCA eine variable Standardkasse, dabei aber POS-Kasse und Finanzcenter in einem. An ihr können die Kunden die üblichen Bankgeschäfte erledigen, Briefmarken kaufen, den Stromanbieter wechseln, einen Handy-Vertrag abschließen und in Zukunft auch ein Paket aufgeben. Als nächstes steht die Anbindung weiterer Portale und Web-Module auf der Agenda. Ziel ist es, komplexe Business-Anforderungen technisch standardisiert anzubinden. Über allem steht der Gedanke des One-Stop-Shopping, dem Kunden also eine möglichst große Produkt- und Dienstleistungspalette an einem Kassenplatz anbieten zu können. „One-Stop-Shopping ist ein großes Thema und wichtiger Ansatz für die Entwicklung neuer Angebotsformen in der Postbank-Filiale, bei Shell und bei anderen Retailpartnern", sagt Markus Mehrens. „Es sind viele neue Geschäftsmodelle denkbar."

Dichtes Servicenetz

Die Postbank bietet ihren Kunden das dichteste Servicenetz einer einzelnen Bank in Deutschland. Neben den 1.100 eigenen Filialen ist sie in 4.500 Partner-Filialen der Deutschen Post präsent. Mit Bargeld können sich die Kunden an 9.000 Geldautomaten der Cash Group versorgen. Zum Bargeldnetz der Postbank gehören derzeit auch etwa 1.300 Shell-Tankstellen.

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