Warten auf den Durchblick | stores+shops

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Online und Offline - löst die Mobile Wallet die Brieftasche ab? (Foto: Deutsche Telekom)

Warten auf den Durchblick

Für Multichannel-Händler gehören mobile Services zum Pflichtprogramm – perspektivisch auch beim Bezahlen am Point of Sale. Momentan aber gleicht die Investition in Mobile Payment einem Vabanquespiel. Denn noch ist nicht ansatzweise abzusehen, welche Techniken und Anwendungen sich durchsetzen werden.

Spezielle Informationen zum Möbelstück seiner Wahl kann der Online-Kunde von Butlers über einen Live-Chat einholen. Eine Mitarbeiterin in einer Berliner Filiale beantwortet per Videokonferenz Fragen und begibt sich im Zweifel auch an den Standort der gewünschten Ware im Laden, um dem Kunden Einzelheiten zu zeigen. Unter anderem für solche innovativen Services wurde Butlers im Rahmen der Messe Neocom zum „Versender des Jahres 2013“ gekürt. Der Award gilt als wichtigste Auszeichnung für Onlineshops in Deutschland.

Zum Service bei Butlers gehört auch das Angebot verschiedener Bezahlarten. Aktuell können die Kunden per Kreditkarte, Vorkasse, Paypal, Amazon Payments, Giftcards, Sofortüberweisung oder Rechnungskauf bezahlen. „Die richtige Antwort auf die heutzutage komplexe Payment-Thematik zu finden, ist eine zentrale Voraussetzung für den Erfolg eines Webshops“, sagt Jörg Arndt, Geschäftsführer bei Butlers und verantwortlich für den Bereich E-Commerce.

Speziell mit der Express-Variante Amazon Payments hat der Händler positive Erfahrungen gemacht. Denn bei dieser Bezahloption benötigen die Kunden nur 3 Klicks, dann ist die Ware gekauft und bezahlt. „Derartige Möglichkeiten sind besonders komfortabel, weil Kreditkarten-Details oder Bankverbindung gespeichert sind und der Kunde nur noch über die Eingabe eines Passwortes validieren muss“, erläutert Jörg Arndt.

Bezahl-Trends online

Inzwischen haben sich beim Payment in deutschen Webshops recht übersichtliche Strukturen herausgebildet. Zusammen rund 60 Prozent aller Bezahlungen werden über die klassischen Instrumente Rechnung, Lastschrift und Karte getätigt (siehe Grafik). Rechnungskauf ist von 79,1 Prozent der Kunden gewünscht – und wird auch von immer mehr Händlern angeboten, weil sie über Kooperationen mit Dienstleistern das Ausfallrisiko auslagern können.

Ein weiterer Trend weist in Richtung der für die Verbraucher bequemen „Express-Checkouts“. So wächst Paypal dynamisch, schon ein Fünftel aller Zahlungen wird über den Ebay-Dienst abgewickelt. Aber auch Sofortüberweisungen zum Beispiel über Amazon, Postpay, Yapital oder ClickandBuy legen auf niedrigem Niveau zu. Bemerkenswert: Die Click & Collect-Angebote der Multichannel-Händler (also Online-Bestellung und Abholung/Bezahlung in der stationären Filiale) schlagen sich inzwischen messbar nieder und nehmen einen 0,7-prozentigen Anteil ein.

„Das Thema Mobile Payment hat strategische Bedeutung, ist aber momentan sehr schwer einzuschätzen.“

Jörg Arndt

Geschäftsführer Butlers

Während die Online-Kunden nicht nur am heimischen PC, sondern zunehmend mobil über Smartphone und Tablet kaufen und bezahlen, spielt Mobile Payment im stationären Geschäft noch keine Rolle. Dort wird 54,4 Prozent des Umsatzes in bar bezahlt. Innerhalb des unbaren Bereichs entfallen 23,1 Prozent auf Girocard/EC-Cash, 12,9 Prozent auf EC-Lastschrift und 5,4 Prozent auf Kreditkarten (alle Zahlen für 2013). Das EHI schätzt, dass bei der Barzahlung in 3-4 Jahren die 50-Prozent-Marke unterschritten wird.

Wenig Bewegung am PoS

Die Kartenzahlung also wird voraussichtlich in Schritten von jährlich 1-2 Prozentpunkten zulegen. Wie sich allerdings die Gewichtung zwischen Debit- und Kreditkarten entwickelt, hängt stark von politischen Einflüssen ab. Kreditkarten könnten Auftrieb bekommen, weil EU-Kommission und Europäisches Parlament eine europaweite Deckelung der Kreditkarten-Entgelte auf 0,3 Prozent planen. Allerdings werden auch die Debitkarten-Gebühren tendenziell sinken, weil auf Weisung des Bundeskartellamts die seit 1991 geltende Monopolgebühr der Deutschen Kreditwirtschaft für Girocard/Electronic Cash jetzt zwischen Handel und Kreditwirtschaft ausgehandelt werden muss.

Händler bleiben in Deckung

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Ob Mobile Payment in den nächsten zwei, drei Jahren eine messbare statistische Größe wird, ist momentan eher unwahrscheinlich. Zwar laufen verschiedene Testinstallationen und Pilotprojekte, etwa der Rewe Group und von Edeka im Großraum Berlin. Flächendeckend in über 4.000 Filialen ist unter den deutschen Großfilialisten aber lediglich der Discounter Netto ins Handygeld eingestiegen. Zahlen zur Akzeptanz gibt es von der Edeka-Tochter nicht – allerdings gehen Experten davon aus, dass sich die Netto-Kundschaft eher zurückhaltend verhält.

Die anderen Einzelhändler warten beim Mobile Payment noch auf den rechten Durchblick. Denn zum einen ist noch völlig offen, welche Technologie sich durchsetzen wird. Zwar wird NFC von 82 Prozent der im EHI-Panel befragten Händler als besonders aussichtsreiche mobile Bezahltechnik angesehen. Doch 51 Prozent glauben dasselbe von QR-Code-Lösungen. Hinzu kommt inzwischen auch noch die Bluetooth-Low-Energy-Technik – eine vergleichsweise neue Entwicklung, die aber auch schon von 27 Prozent der Händler als aussichtsreich angesehen wird.

Keine Aussicht auf Standards

Und: Die Zahl der Anbieter wird langsam unübersichtlich. MyWallet (Telekom), O2 Wallet (O2), Paypal (Ebay), Masterpass (Mastercard), V.me (Visa), Yapital (Otto Group) sind nur einige der konkurrierenden M-Payment- Lösungen – mit unterschiedlichen technischen Ansätzen und mit Anwendungsvarianten. Auch hier sind bislang lediglich tendenzielle Aussagen möglich. So gehen rund zwei Drittel der vom EHI befragten Händler davon aus, dass sich elektronische Wallets gegenüber Einzellösungen durchsetzen werden.

Prinzipiell und perspektivisch sind gerade Multichannel-Händler am Mobile Payment interessiert – zumal sich laut einer Nielsen-Erhebung aus dem Frühjahr 2014 immerhin schon 26 Prozent der Deutschen vorstellen können, mit dem Smartphone zu bezahlen. Doch solange sich keine Standards und keine Anwendungen herausbilden, die das Potenzial zur Marktdurchdringung besitzen, fehlt ein Mindestmaß an Investitionssicherheit. Als innovatives Multichannel-Unternehmen denkt auch Butlers über mobile Payment-Lösungen für seine momentan rund 160 Stores nach. „Das Thema hat strategische Bedeutung, doch ist momentan sehr schwer einzuschätzen, welche technischen Varianten und welche Anbieter das Potenzial haben, sich zu etablieren“, sagt Butlers-Geschäftsführer Jörg Arndt. (Mz)

Fotos: Deutsche Telekom (1), Jörg Arndt (1), EHI (1)

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