Deckengestaltung: Der Blick richtet sich nach oben | stores+shops

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Wie eine Showbühne von oben: das elliptische Deckenfeld über dem Treppenauge des Dustmann Lifestyle-Stores in Dortmund.
Foto: MM Fotowerbung Kaufungen für Dula

Deckengestaltung: Der Blick richtet sich nach oben

Die Decke wird ein immer wichtigeres Element innerhalb der ganzheitlichen Raumgestaltung – nicht zuletzt, da sie zunehmend mehr Infrastruktur aufnimmt. Funktionalität und Ästhetik in Einklang zu bringen, ist eine komplexe Herausforderung, der sich die Planerinnen und Planer jedoch kreativ mit innovativen Lösungen stellen.

Stefan Kunze, zusammen mit seinem Bruder Dirk Geschäftsführer von Kunze Ladenbau in Elmshorn, ist sich sicher: „Die meisten Kunden können nach dem Verlassen eines Geschäfts nicht beantworten, wie die Decke beschaffen war.“ Und doch hält (nicht nur) er sie als Gestaltungselement für immens wichtig: „Aufgrund ihrer Größe und Sichtbarkeit wird die Decke unbewusst sehr stark wahrgenommen. Unterschwellig merkt der Kunde, ob das Raumgefühl angenehm und passend ist.“

Stimmiges Gesamtkonzept aus Raum und Decke im Oberpollinger in München.

Stimmiges Gesamtkonzept aus Raum und Decke im Oberpollinger in München.
Foto: Isabel Sternkopf /Licht Kunst Licht

„Lass uns das über die Decke machen“, lautet denn auch häufig der Rat des Innenarchitekten Michael W. Junker, Geschäftsführer von Juconcept, Gütersloh. Er erklärt: „Sortimentsbereiche sind auf diese Weise hervorragend voneinander abzugrenzen, beispielsweise Feinkost, Wein oder Süßwaren im Lebensmittelbereich, und gleichzeitig mit Kompetenz und Atmosphäre aufzuladen.

Die sogenannte Einhausung gelingt darüber in der Regel einfacher und stimmungsvoller als über den Einsatz unterschiedlicher Bodenbeläge.“ Thorsten Birkenfeld, Lichtplaner beim international tätigen Ladenbauunternehmen Dula mit Sitz in Dortmund, bringt die Bedeutung der oberen Store-Abrundung so auf den Punkt: „Eine optimale Deckengestaltung hilft, den Verkaufsraum zu strukturieren und kann sogar zur Orientierung beitragen. Sondereinbauten wie offene Deckenbereiche, farbige Absetzungen, Deckenvorsprünge oder Lichtdecken etc. kennzeichnen besondere Bereiche und heben diese hervor.“

Doch die Aufgaben reichen weit darüber hinaus: „Neben lichttechnischen Komponenten müssen Einbauten wie Klimatisierung, Lüftung, Beschallung, Warensicherung, Notlicht, Brandmelder oder Sprinkler berücksichtigt werden“, so Birkenfeld.

„Auch die Integration digitaler Medien an den Decken wird immer beliebter, ebenso wie die multisensorischer Komponenten wie Duft und Sound“, macht Aline Käfer aufmerksam, Creative Director Brand Spaces bei Liganova, den Experten für Brand-& Retail-Experiences. Sie stellt fest, dass „Decken heute insgesamt vielfältiger genutzt werden. Unter anderem gibt es deutlich mehr Möglichkeiten, Warenträger von der Decke abzuhängen“.

Interdisziplinär planen

Aline Käfer weiß zugleich um die Herausforderungen, zu denen „die harmonische und ästhetisch ansprechende Integration sämtlicher erforderlicher technischer Komponenten gehört – inklusive Sicherstellung der langfristigen Funktionalität und Zugänglichkeit für Wartungsarbeiten“.

Heller Boden und dunkle Decke schaffen im Telekom Experience Store einen wirkungsvollen Kontrast.

Heller Boden und dunkle Decke schaffen im Telekom Experience Store einen wirkungsvollen Kontrast.
Foto: Liganova

Stefan Kunze fügt hinzu, dass zudem eine Vielfalt an Vorschriften zu erfüllen ist, die den Gestaltungsspielraum mitunter einengen. Beispiel: „Sind Sprinkler erforderlich, wird es ein Raster geben.“ Alle befragten Expert:innen sind sich daher mit Isabel Sternkopf einig, Projektleiterin des Lichtplanungsbüros Licht Kunst Licht AG, Bonn: „Eine frühzeitige und gute Absprache zwischen den Fachplanern und ein konstruktives Zusammenspiel aller Fachdisziplinen sind elementar.“

Die Licht Kunst Licht AG war an dem Projekt Oberpollinger in München beteiligt, bei dem kreative Lösungen gefunden wurden. So werden im Erdgeschoss des über 100 Jahre alten Bestandsgebäudes Lichtdeckenfelder von deckenbündigen Kanälen umrahmt, in die neben schwenkbaren Leuchten auch Sprinkler und Lautsprecher integriert wurden.

Einige dieser Felder sind motorisch verschiebbar und dienen damit als Revisionsöffnungen für die darüber liegenden Lüftungsgeräte. Aline Käfer von Liganova bemerkt: „Das Gute ist auch, dass unterschiedliche Elemente wie Akustik, Beleuchtung und Atmosphäre mittlerweile häufig in einem Produkt vereint sind. Beispiel: Leuchtmittel mit Akustik-Funktion.“

Offen oder abgehängt?

Neben dem Gesamtgestaltungs-Konzept, das im Idealfall an Marke und Sortiment ausgerichtet ist, ist die Deckengestaltung auch von den architektonischen Voraussetzungen abhängig. Insgesamt geht der Trend im Lebensmittelhandel, berichtet Michael W. Junker, weg von der klassischen Rasterdecke hin zur offenen Gestaltung, „die den Raum vergrößert.

Über die Decke gelingt die „Einhausung“ von Sortimenten, wie hier bei Edeka Rotthowe in Münster.

Über die Decke gelingt die „Einhausung“ von Sortimenten, wie hier bei Edeka Rotthowe in Münster.
Foto: Juconcept

Versorgungsleitungen können sichtbar verlegt werden, da sie über der Lichtebene kaum wahrgenommen werden“. Aber Achtung, sagt Thorsten Birkenfeld, der mit Dula vor allem im exklusiven Innenausbau aktiv ist: „Die Gestaltung und Konzeptionierung einer offenen Decke erfordert größte Genauigkeit bei der Planung der Gewerke und einen hohen Grad an Korrektheit und Sauberkeit bei der Installation, da diese nicht durch eine darunterliegende Decke versteckt wird.“

Stefan Kunze erachtet das Spiel mit offener und abgehängter Decke als sehr reizvoll, gerade bei großen Flächen. Er findet jedoch: „Bei kleineren Flächen ist eine Festlegung auf die ein oder andere Variante sinnvoll.“

Was aus Sicht von Stefan Kunze – mit Kunze Ladenbau stark in der Modebranche aktiv – wieder rückläufig ist, ist die „ganz dunkle offene Decke, da diese doch sehr erdrückend wirkt, auch wenn die Farbe natürlich die Haustechnik hervorragend kaschiert“. Als guten Kompromiss erachtet der Architekt „mittlere Grautöne, die zugleich dem Anspruch an mehr Wohlgefühl und Cosyness gerecht werden“.

Abschließender Tipp von Michael W. Junker: „Die farbliche Gestaltung einer Decke hat immer etwas mit dem gesamten Farbkonzept zu tun. Bei hellem Boden ist insofern eine dunkle Decke vorteilhafter und umgekehrt. Aber auch die klassische Rasterdecke kann mit dunklen Deckenplatten akzentuiert werden – so entsteht eine positive Spannung zwischen Oberflächen und Materialien.“

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