Attraktiver Klimaschutz durch Fassadenbegrünung | stores+shops

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Grün statt Betongrau: Der Kö-Bogen II, bepflanzt mit heimischer Hainbuchenhecke, gilt als größte Grünfassade Europas.
Foto: Ingenhoven Associates/HG Esch

Attraktiver Klimaschutz durch Fassadenbegrünung

Immer öfter schmücken begrünte Fassaden das Stadtbild – und das nicht nur aus optischen Gründen. Die Bepflanzungen bringen zahlreiche Mehrwerte mit. Was gilt es bei Planung sowie Umsetzung zu beachten? stores+shops präsentiert Pionier-Projekte aus dem Handel beziehungsweise bei Handelsimmobilien.

Überschwemmungen, extreme Hitze, schlechte Luftqualität: Städte stehen angesichts des Klimawandels vor einer besonderen Herausforderung – und mit ihnen die Unternehmen, die in diesen Cities Handel betreiben. Fassaden wiederum gehören zu den größten ungenutzten Flächen im urbanen Raum. Kein Wunder, dass ihre Begrünung verstärkt in den Fokus rückt und mit modernen Lösungen reaktiviert wird, was bereits in der Antike Anwendung fand.

Die Begrünung von Einkaufzonen, im Bild die Nieuwe Haagse Passage in Den Haag, ist laut Sempergreen umsatzfördernd.

Die Begrünung von Einkaufzonen, im Bild die Nieuwe Haagse Passage in Den Haag, ist laut Sempergreen umsatzfördernd.
Foto: Sempergreen

Die Liste der Vorteile ist lang: Pflanzen absorbieren und reflektieren Sonnenlicht, wodurch sie Abkühlung bringen. Gleichzeitig wirken sie wärmedämmend. Sie filtern Feinstaub sowie CO2 aus der Luft und geben Sauerstoff ab. Sie sorgen für Lärmschutz sowie Regenwasserrückhalt und fördern als Lebensraum für Vögel und Insekten die Biodiversität. Richtig gepflegt und gewartet schützen sie die Bausubstanz und verlängern deren Lebenszyklus. Darüber hinaus haben sie positive emotionale Effekte: Sie werden als attraktiv wahrgenommen und können zur Stressreduktion beitragen.

Der niederländische Begrünungs-Spezialist Sempergreen verweist auf Untersuchungen, wonach „grüne“ Einkaufszonen als besser, sicherer und sauberer empfunden werden und Pflanzen in beziehungsweise in der Nähe von Geschäften zu bis zu 12 Prozent mehr Umsatz führen. Man verbringe eher zusätzliche Zeit in einer solchen Umgebung. Birgit Georgi, Geschäftsführerin der Beratungsagentur „Strong cities in a changing climate“, macht zudem darauf aufmerksam, dass teils Fördermittel bereitstehen und sich das Klima-Engagement imagefördernd vermarkten lässt.

Verschiedene Begrünungstypen

Den Pluspunkten gegenüber stehen leicht erhöhte Investitionskosten sowie die notwendigen Finanzmittel zur Pflege und Instandhaltung. Laut dem kostenlos zum Download stehenden „Leitfaden Fassadenbegrünung“ der Stadt Wien liegen die Errichtungskosten von Begrünungen meist bei unter zwei Prozent der Gesamtbaukosten. Je nach Begrünungsart sind ein bis zwei Pflegedurchgänge pro Jahr erforderlich.

Die Ikea-Fassade am Wiener Westbahnhof wirkt wie ein Setzkasten, die Außenzone bietet Platz für die Begrünung in Pflanzkübeln.

Die Ikea-Fassade am Wiener Westbahnhof wirkt wie ein Setzkasten, die Außenzone bietet Platz für die Begrünung in Pflanzkübeln.
Foto: Querkraft/Christina Häusler

Stichwort Begrünungsart: „Man unterscheidet bodengebundene Begrünungen – beispielsweise mit Selbstklimmern wie wildem Wein –, Pflanztröge, die mit Seilen oder Pflanzgittern zum Einsatz kommen und tanzflächige Begrünungen, die sogenannten Living Walls“, zählt Bernhard König auf, Co-Geschäftsführer des Kompetenzzentrums „Green4Cities“.

Bei den Living Walls handelt es sich inzwischen meist um hochtechnologische Systemlösungen – vorgehängt, hinterlüftet und mit wasserdichter Rückplatte. Beispiel: der Hoogvliet-Supermarkt im niederländischen Woudenberg. Die installierten „Sempergreenwalls“ sind mit einem „Plant Care System“ kombiniert, das die mehr als 9.000 immergrünen Pflanzen mit notwendigen Nährstoffen und Wasser versorgt. Mittels Online-Bewässerungssteuerung wird die Fassade aus der Ferne überwacht.

Für Fassadenbegrünungen stehen teils Fördermittel bereit.

Birgit Georgi

Geschäftsführerin, Beratungsagentur „Strong cities in a changing climate“

Professionell planen

„Sempergreenwalls“ können direkt auf Beton oder auf Fassaden mit Isolierung montiert werden. „Die Wände müssen allerdings eine Mindest- tragfähigkeit von 45 kg pro qm haben“, heißt es seitens des Herstellers, der betont: „Es ist wichtig, die Entscheidung für eine begrünte Fassade bereits zu Beginn des Projekts zu treffen, da die Baufirma frühzeitig mit der Planung der Wasserleitungen und des Technikraums, in dem die Bewässerungsanlage installiert wird, beginnen muss.

Auch ist es relevant, die Himmelsrichtung, die klimatischen Bedingungen vor Ort und die bauliche Umgebung zu kennen, damit die richtigen Pflanzen ausgewählt werden. Diese müssen mindestens sechs Monate vor der Installation in die Flexipanels gepflanzt werden.“ Bernhard König von „Green4Cities“ bringt die Faktoren, die abseits der standortbezogenen Pflanzwahl im Vorfeld geprüft werden müssen, so auf den Punkt: „Lässt die Bauordnung Spielraum für Fassadenbegrünungen? Und: Sind bei Bestandsgebäuden die Bausubstanz und das statische System ausreichend?“

Mc Donald’s, hier in Orlando, arbeitet mit einer Living Wall von Sempergreen an seinem grüneren Image.

Mc Donald’s, hier in Orlando, arbeitet mit einer Living Wall von Sempergreen an seinem grüneren Image.
Foto: Sempergreen

Fassadenschäden wie Rissbildungen oder Abplatzungen müssen zuerst instandgesetzt werden. Auch brandschutztechnische Überlegungen gilt es, anzustellen. Weitere zu klärende Frage: „Ist die Fassade so zugänglich, dass die regelmäßige Wartung und Pflege gewährleistet werden kann?“ Experte König unterstreicht: „Eine Bauwerksbegrünung ist eine Planungsaufgabe, für die ein qualifizierter Landschaftsarchitekt, Ingenieur oder Architekt hinzugezogen werden sollte.“ Um die klimatische Wirksamkeit der Maßnahmen aufzuzeigen und vorab zu simulieren, gibt es mit dem „Greenpass“ bereits ein Planungs- und Zertifizierungstool.

Derartige Computersimulationen ergaben, dass der 2021 eröffnete und mit Greenpass- Platinum-Zertifikat ausgezeichnete Ikea-Standort am Wiener Westbahnhof die Umgebungstemperatur um bis zu 1,5°C abkühlt, berichtet Jakob Dunkl, einer der drei Inhaber der Querkraft Architekten, die sich im Rahmen des Architekturwettbewerbs durchsetzen konnten. Die Fassade mutet wie ein Setzkasten an. Die rd. 4,5 m tiefe Außenzone legt sich quasi als schattenspendendes Regal um das Gebäude und bietet Platz für die Begrünung, insgesamt 160 Bäume sowie Sträucher an allen vier Fassadenseiten sowie auf dem Dach.

Düsseldorf hat die längste Hecke

Europas größte Grünfassade, geplant von Ingenhoven Architects, befindet sich in Düsseldorf, am Kö-Bogen II, in dem u. a. der Schuhfilialist Görtz vertreten ist. Über 30.000 Hainbuchenpflanzen summieren sich an diesem Gebäudekomplex zu insgesamt 8 km Hecke. Der ökologische Nutzen entspreche dem von rd. 80 ausgewachsenen Laubbäumen.

Die Hecken wachsen in einem speziellen Begrünungssystem aus horizontal angeordneten Behältern an einer separaten, fest mit der Fassade verbundenen Tragstruktur. Mit der Hainbuche wurde bewusst eine heimische Pflanzenart ausgewählt. Im Frühjahr leuchtet sie in frischem Hellgrün, im Sommer lässt sie sich in kräftigem Dunkelgrün blicken, und im Herbst zeigt sie sich goldbraun.

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