Es funkt im Mittelstand | stores+shops

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Im Wareneingang können durch Scannen des Kartons alle Einzelartikel erfasst werden

Es funkt im Mittelstand

Schneider Moden, Großenhain, arbeitet in zwei Monomarken-Stores beim Bestandsmanagement mit der Funkchip-Technologie RFID. Effizientere und präzisere Zählprozesse, integrierte Warensicherung und neue Optionen im Rahmen des elektronischen Datenaustausches gehören zu den Vorteilen.

Das Modeunternehmen Gerry Weber gilt als Pionier in Sachen RFID in der Modebranche. Seit Januar 2011 werden alle Gerry Weber-Flächen mit Ware beliefert, in die bereits bei der Produktion ein RFID-Funkchip eingenäht wurde. Allerdings kam auf der Einzelhandelsebene die RFID-Nutzung bislang ausschließlich in den eigenen Stores („House of Gerry Weber“) zum Einsatz.

Gerry Weber hat bei Schneider Moden RFID auf der Verkaufsfläche erstmals außerhalb der eigenen Stores eingesetzt

Gerry Weber hat bei Schneider Moden RFID auf der Verkaufsfläche erstmals außerhalb der eigenen Stores eingesetzt

Das ist seit August 2012 anders: Mit dem Unternehmen Schneider Moden, das von Großenhain (Nähe Leipzig) aus rund 40 Monomarken- und Multilabel-Geschäfte steuert, hat sich erstmals ein Gerry Weber-Franchisenehmer für die Nutzung von RFID entschieden. Die RFID-Technologie wird in den Gerry Weber-Franchise-Stores in Leipzig und Wittenberg eingesetzt. Bei Schneider beziffert man die mit der Einführung von RFID verbundenen Investitionen auf überschaubare 10.000 Euro je Store. In Fachkreisen gilt dies als ein Beispiel dafür, dass RFID nicht mehr nur von großen, vertikal aufgestellten Unternehmen mit Kontrolle weiter Teile der Supply Chain und eigenen Einzelhandelsaktivitäten profitabel eingesetzt werden kann, sondern sich auch in mittelständisch geprägten Organisationen rechnet. Insbesondere dann, wenn man wie im Falle von Schneider Moden als Franchisenehmer von den Technologie-Vorleistungen des Lieferanten profitieren kann.

In den beiden Stores von Schneider Moden wurden sowohl der Wareneingang als auch die Kasse mit RFID-Hardware ausgestattet. Hier befinden sich die Lesepunkte zur Erfassung der auf den Funkchips (Tags) gespeicherten Daten. Inventurarbeiten werden mit mobilen RFID-Lesegeräten durchgeführt, und zwar wöchentlich. „Die Bestandserfassung der 2.500 bis 3.000 Artikel dauert lediglich 15 Minuten. Dadurch werden Inventurdifferenzen und Sortimentslücken nicht erst bei einer Kundennachfrage, die nicht befriedigt werden kann, oder bei der jährlichen Inventur am Ende des Geschäftsjahres erkannt“, schildert Mitinhaber Sebastian Schneider die Vorteile. Als Konsequenz können Waren-Umlagerungen zwischen den Filialen rechtzeitig und proaktiv initiiert werden.

Automatische Nachbestellung

Wichtig für das Bestandsmanagement ist zudem der elektronische Datenaustausch EDI. Dieser garantiert eine vollautomatisierte Nachlieferung der NOS-Ware (Never-out-of-stock). Die bei Schneider Moden eingesetzte IT arbeitet in Sachen Nachbestellung mit Schwellenwerten. Das System registriert, wenn einer dieser Werte unterschritten wird. Die Nachbestellung erfolgt dann automatisch und nicht erst dann, wenn im Rahmen einer Bestandsaufnahme die Lücke entdeckt wird.

Der RFID-Tag wird, auch im Rahmen der Quellensicherung, direkt am Herstellungsort in das Etikett eingenäht

Der RFID-Tag wird, auch im Rahmen der Quellensicherung, direkt am Herstellungsort in das Etikett eingenäht

Der Electronic Product Code (EPC), der im RFID-Tag verschlüsselt ist, wird auch im elektronischen Datenaustausch EDI abgebildet. So enthält das EDI-Lieferavis, das bereits vor Wareneingang an die Warenwirtschaft der Franchise-Stores übermittelt wird, die entsprechenden Daten auf Einzelartikelebene. Anschließend können diese Daten auf mobile Datenerfassungsgeräte überspielt werden, sodass sie bei der Erfassung des Wareneingangs zur Verfügung stehen. Auf diese Weise kann Schwund, der während des Transportes aufgetreten ist, aufgedeckt werden. Man weiß genau, ob ein und welcher Einzelartikel fehlt. Außerdem lässt sich durch die Verwendung der EPCs auch das Alter eines jeden Einzelartikels exakt bestimmen, wodurch die steuerrechtliche Bewertung des Bestandes vereinfacht wird.

Zudem machen die RFID-Tags die sonst üblichen Warensicherungsetiketten überflüssig: Durch RFID werden beim Wareneingang nur die EPCs solcher Einzelartikel in die Datenbank der Warensicherung aufgenommen, die tatsächlich eingegangen sind. Die Deaktivierung ohne physisches Entfernen der Tags erfolgt an der Kasse. Dabei werden die verkauften Einzelartikel aus einer Datenbank, die ausschließlich diesem Zweck dient, ausgebucht. In Abverkaufsstatistiken u.Ä. bleiben die Artikeldaten jedoch gespeichert. Eine Antenne am Ausgang des Geschäftes überprüft per Funkkontakt jedes Teil auf Deaktivierung und löst gegebenenfalls Alarm aus.

Was sich der Handel von RFID verspricht

RFID erleichtert die Bestandsführung auf der Fläche

RFID erleichtert die Bestandsführung auf der Fläche

RFID kann als Technologie zur Verfolgung von Warenbewegungen auf Einzelartikelebene entlang der kompletten Supply Chain zum Einsatz kommen. Experten gehen jedoch davon aus, dass sich der Großteil des Nutzens von RFID auf Einzelhandelsebene realisieren lässt. Die Vorteile im Einzelnen:

  • Der Zeitaufwand bei Zählvorgängen am Wareneingang wird nach bisherigen Erfahrungen um 85 Prozent reduziert.
  • Bei Bestandsaufnahmen reduziert sich der Zeitaufwand um 75 Prozent.
  • Die Bestandsgenauigkeit steigt auf über 98 Prozent, die Differenzen zwischen tatsächlich gelieferter Warenmenge und den Daten eines elektronischen Lieferscheins lassen sich schnell aufdecken.
  • Einzelartikel lassen sich jederzeit exakt orten.

Pilotprojekte zeigen, dass sich Investitionen in RFID spätestens innerhalb von zweieinhalb Jahren amortisieren. Dieser ROI beschleunigt sich, wenn der RFID-Chip mit dem elektronischen Produkt-Code (EPC) gleichzeitig der Warensicherung dient.

RFID gilt außerdem als Instrument zur Feinsteuerung von Flächenkooperationen. Die Partner aus Handel und Industrie wissen, wie hoch der tatsächliche, physisch vorhandene Bestand ist, wann die Ware auf der Verkaufsfläche ist, ob sie auf einer Stammfläche oder einer Sonderfläche liegt und auf welcher Fläche sie verkauft wurde. Laut Tom Vieweger, RFID-Experte bei Enso Detego, werden die im Rahmen von RFID erhobenen Daten künftig auch für Reporting und Berichtswesen verwendet werden.

RFID bei Schneider Moden: Die Technologie-Partner

Höltl Retail Solutions:: Das Unternehmen mit Sitz in Bad Hersfeld gehört europaweit zu den Spezialisten im Markt von IT für den Nonfood-Handel. Als einer der ersten Warenwirtschafts-Anbieter hat Höltl die Integration von RFID in die eigenen IT-Lösungen vorangetrieben. Neben dem Warenwirtschaftssystem kommt bei Schneider Moden auch die Kassenlösung von Höltl zum Einsatz.

Enso Detego:: Das österreichische Unternehmen (Firmensitz: Graz) hat seine Wurzeln im Markt für Barcode- und RFID-Lösungen und war in der jüngeren Vergangenheit an mehreren RFID-Projekten in der Bekleidungsbranche beteiligt. Die „Detego Basic Store“-Software des RFID-Spezialisten dient dem Bestandsmanagement und der elektronischen Artikelsicherung. Sie gewährleistet die Kommunikation zwischen RFID-Transpondern, Readern und IT-Systemen sowie die Umsetzung der RFID-Prozesse an den Identifikationspunkten (Drucker, Handhelds, RFID-Gates, Reader, Virtual RFID-Tunnel). In den Gerry Weber-Franchise-Stores verantwortete man auch die Mitarbeiterschulung.

Nedap:: Die RFID-Hardware von Nedap, die in den Gerry Weber-Filialen von Schneider Moden zum Einsatz kommt, besteht aus einer Deckenantenne mit „intelligentem Filterungssystem“. Dieses detektiert ausschließlich Tags, die sich in Bewegung befinden, während herkömmliche Lösungen sämtliche Etiketten in Reichweite, also auch solche an Schaufensterfiguren erfassen. Damit wird die Anzahl der Fehlalarme minimiert.

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