Schaufensterbeleuchtung: Licht als emotionalisierende Kraft | stores+shops

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Boden im Londoner Westfield-Center: sehr moderne, offene Schaufenstergestaltung, die mit dem Ladeninneren eine stilistisch wohlkomponierte Einheit mit Raumtiefe ergibt – gut verbunden durch die Beleuchtung.
Foto: Ansorg

Schaufensterbeleuchtung: Licht als emotionalisierende Kraft

Auch wenn es das klassische „Guckkasten“-Schaufenster weiterhin gibt – die Schaufenstergestaltung im Einzelhandel wird immer transparenter und offener. Tendenziell wird der Store selbst zur Inszenierung. So oder so, die Beleuchtung spielt in jedem Falle eine entscheidende Rolle und ist Teil der Inszenierung.

Ruhige, kunstvolle Themen-Schaufenstergestaltung im Alsterhaus Hamburg, die ganz für sich selbst spricht und mit einer Rückwand das Innere verbirgt. Farbiges Licht ist Teil des „Gemäldes“.

Ruhige, kunstvolle Themen-Schaufenstergestaltung im Alsterhaus Hamburg, die ganz für sich selbst spricht und mit einer Rückwand das Innere verbirgt. Farbiges Licht ist Teil des „Gemäldes“.
Foto: Licht Kunst Licht

Das Schaufenster bleibt ein wichtiger Teil des visuellen Auftritts von Handelsunternehmen. Maximale Aufmerksamkeit erzeugen, Passanten in den Laden lotsen – das gilt nach wie vor. „Die Schaufensterinszenierung und die damit verbundene Emotionalisierung durch das eingesetzte Licht sind sehr facettenreich und unterliegen keinen klaren Trends“, sagt Yvonne Frölich, Leiterin Lichtplanung bei Ansorg. Viele Faktoren zahlen darauf ein, wie erfolgreich das Schaufenster seine Aufgaben wahrnehmen kann: die jeweilige Handelsbranche, die Lage des Stores, die Retail-Architektur, die Bedeutung im Storedesign-Gesamtkonzept eines Händlers und natürlich die Lichtinszenierung als emotionalisierende Kraft.

Bei klassischen, dekorierten Schaufenstern steht meist die Produktpräsentation als absatzorientiertes Instrument im Vordergrund. Insbesondere im Fachhandel sind diese Schaufenster weiterhin präsent im Stadtbild. Durch ihre häufig geschlossene, bühnenartige Form haben sie den Vorteil, dass im Store Streulicht durch Tageslichteinfall vermieden wird und somit die Lichtplanung im Inneren leichter zu steuern ist.

Öffnung

Fischfachgeschäft und Restaurant La Bonne Mer Le Bousquat in Frankreich: Glasfront, Restaurant und leckere Auslage – der ganze Laden wird zum Schaufenster. Auch viel Tageslicht braucht ein gutes Beleuchtungskonzept

Fischfachgeschäft und Restaurant La Bonne Mer Le Bousquat in Frankreich: Glasfront, Restaurant und leckere Auslage – der ganze Laden wird zum Schaufenster. Auch viel Tageslicht braucht ein gutes Beleuchtungskonzept.
Foto: Bäro

Doch in modernen Handelskonzepten stoßen die klassischen „Guckkästen“ auch an ihre Grenzen. „Wir spüren über die letzten Jahre, dass immer mehr Einzelhändler die Schaufenster öffnen wollen für den Blick in den Innenraum“, beobachtet Lichtplaner Jörg Krewinkel, Geschäftsführer und Inhaber der Schweizer Lichtkompetenz GmbH. Der Handel will seine Ideen von Offenheit und Transparenz zunehmend auch über die Schaufenster in den öffentlichen Raum transportieren und dynamische Übergänge von Innen und Außen schaffen.

Es geht in der Retail-Architektur häufiger darum, schon von außen einen Vorgeschmack auf Atmosphäre und Angebot im Ladeninneren zu geben, stellt auch Christof Volmer, Geschäftsleiter Marketing bei Bäro fest und sieht in vielen Bereichen großzügige Glasfronten auf dem Vormarsch. Das Interieur wird selbst zum Exponat – mit den entsprechenden Anforderungen an die Beleuchtung: Flächig beleuchtete Rückwände sollen den Blick durch die Glasfronten auf das Leben und Treiben im Inneren des Geschäfts lenken; Deko-Points und Aktionsflächen werden durch Akzentbeleuchtung hervorgehoben. Dafür müssen bei Tageslicht störende Reflexionen vermieden werden, wodurch der Einblick überhaupt erst möglich wird.

Einblicke

Das Münchner Traditionshaus Dallmeyer hat sich von seinen traditionellen Schaufenstern verabschiedet und den Blick ins Innere geöffnet

Das Münchner Traditionshaus Dallmeyer hat sich von seinen traditionellen Schaufenstern verabschiedet und den Blick ins Innere geöffnet.
Foto: Lichtkompetenz

Was Passanten bei diesen Einblicken zu sehen bekommen, sind „immer häufiger multiple Flächenkonzepte, die zu Destinationen für die erlebnisorientierten urbanen Konsumenten werden“, beschreibt Jörg Krewinkel. So verabschiedete sich das Traditionshaus Dallmayr in München im Zuge seiner umfassenden Modernisierung von der selbst als etwas verstaubt bezeichneten geschlossenen Schaufenstergestaltung. In der räumlichen Tiefe stark geschrumpft und mit deutlich reduzierter Warenauslage öffnet Dallmayr nun den Einblick ins Innere des Delikatessenhauses – zum Beispiel auf attraktive Gastronomieangebote. Das ausbalancierte, tageslichtabhängige Lichtkonzept von Lichtkompetenz erschafft jetzt den Eyecatcher und das einladende Entree für die Passanten.

In den neuen sogenannten Wohlfühl- und Erlebniswelten gewinnen Konzepte wie Freude, Kommunikation, Gastlichkeit und Ruhe eine besondere Bedeutung. Bei Edeka Schmidt in Titisee im Schwarzwald beispielsweise lädt ein Café hinter einer deckenhohen Fensterfront zum kulinarischen Genuss ein. Die Fashion-Marke Boden transportiert über die Schaufenster des Londoner Hauses gastliche Wohnzimmer-Atmosphäre nach außen.

Und die japanische Lifestyle-Kette Muji achtet darauf, dass die puristische Kernbotschaft zu wertekonformen Kunden findet, heißt es bei Ansorg – das Unternehmen verantwortet in den genannten Projekten die Lichtinstallationen. Besondere Flexibilität eröffnen mobile Schaufenster, die zu den Ladenöffnungszeiten einfach zur Seite geschoben werden – sicher die maximale Öffnung eines Schaufensters. Hier kommt es besonders auf eine „fein abgestimmte Licht-Orchestrierung“ an, so die Worte von Yvonne Frölich von Ansorg.

Häufige Wechsel

Flexible und häufige Präsentations- und Dekorationswechsel sind ein Kennzeichen des modernen Retail. Dies betrifft auch die Schaufenster. Und das kann für das Thema Beleuchtung schnell aufwändig werden, sagt Christof Volmer. „Hier sind innovative Lösungen gefragt, etwa mit Leuchten, die sich individuell drahtlos dimmen lassen.“ Bei Bäro bietet die Casani/Bluetooth-Technologie die Basis für intuitiv bedienbare App-Anwendungen, die spezielle Schulungen des Personals erübrigen sollen.

Ein neues, kompaktes Universal-Beleuchtungssystem von Ansorg will ebenfalls detailreiche Neuinszenierungen bei immer schnelleren Deko-Wechseln ermöglichen – auch ohne Anpassung des Lichts. Das modulare System passt sich der Schaufenstergröße an und ist für Schaufenster mit und ohne Rückwand erhältlich.

Dank Lichtsteuerungssystemen gilt heute auch für moderne Schaufensterbeleuchtung: Plakativ, laut und aufdringlich wie in den Anfangszeiten der LED-Beleuchtung ist out, die LED-Technik ist deutlich fortgeschritten und ermöglicht heute subtile und doch dynamische, aufmerksamkeitsstarke Beleuchtungsszenerien.

Handel ohne Schaufenster?

Die Digitalisierung verändert nicht nur die Schaufensterbeleuchtung – sie macht nach Einschätzung von Prof. Andreas Schulz, Geschäftsführer Licht Kunst Licht AG, bald vielleicht das Schaufenster selbst obsolet.

LED-Licht bietet den Lichtplanern viele kreative Freiheiten in der Schaufensterbeleuchtung. Wie verändern sich damit die Schaufenster?

Die Thematik hat sich grundsätzlich geändert, denn viele Stores geben den Schaufenstern nicht mehr die räumliche Tiefe wie früher. Dennoch ist die Beleuchtung sehr akzentuiert und auch objektnah, weil die Lichtsysteme immer kleiner geworden sind und die Ware nicht mehr durch UV-Licht schädigen. Das erlaubt geringere Distanzen sowie andere Einstrahlungswinkel. Insofern gibt es eine erhebliche Veränderung, wenngleich das visuelle Ergebnis natürlich abhängig vom kreativen Input der Ausführenden bleibt.

Werden sich die Schaufenster durch die digitale Technik weiter verändern?

Das Lichtdesign für Schaufenster ändert sich komplett: Es wird vermehrt bespielbare Medien geben wie zum Beispiel zentral gesteuerte Screens, deren Content sich innerhalb von ein paar Minuten verändern lässt. Damit wird die Schaufensterbeleuchtung irgendwann in absehbarer Zukunft obsolet – zumindest für die großen Brands.

Wo bleiben da die emotionalen Anreize für Passanten, das Geschäft zu betreten?

Das klassische Fenster ist nicht mehr das „Tool“, diesen Anreiz zu vermitteln. Auch deshalb werden sich andere Informationsmedien an der Fassade durchsetzen, die diese Aufgabe besser übernehmen können. Solche Ideen werden bereits von den großen Brands aufgenommen, die eigene Fassadensysteme entwickeln, zum Teil gar keine Schaufenster mehr haben, sondern zum Beispiel über Streams von einer Catwalk-Show berichten oder auch Lifestyle-Botschaften transportieren. Die Markenbotschaft ist dann wichtiger, als aktuelle Trends zu zeigen.

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